Obwohl Deutschland in diesem Wahlkampf angeblich vor sich hingähnt (kann sich ja noch ändern), bin ich wieder voll im Wahlfieber. Wahlen find' ich toll. (Jedenfalls toller als keine Wahlen.)
Ich wohne mitten in der Frankfurter Innenstadt, und die historische Altstadt ist im Sommer voller chinesischer Touristen. In dieser Altstadt findet auch das politische Leben statt, d.h. alle größeren Demos ziehen hier durch, und es gibt große Plätze für Kundgebungen. Für die chinesischen Touristen ist diese offen (und friedlich!) gelebte Demokratie eine Sensation: Da wird fotografiert, da wird gestaunt, und da werden die Hälse gereckt. Die Polizei ist nicht etwa anwesend, um die Veranstaltung zu bedrängen, sondern um sie zu garantieren. Das ist für die Chinesen kaum begreiflich.
Das macht mich schon stolz. Ich finde es toll, wenn die Chinesen diese Botschaft mit nach Hause nehmen. Es erinnert mich daran, dass bei allen Demos und Kundgebungen, denen ich mich oft anschließe, vor allem eins gefeiert werden sollte: Die Demokratie selbst. Und unsere Freiheit. Das ist ein riesiger Reichtum.
Aus diesem feierlichen Grunde besuche ich gerne die großen Kundgebungen zur Bundestagswahl, und zwar möglichst von allen Parteien, die allgemein als "wählbar" gelten. Ich denke mir, wenn Du schon in Frankfurt wohnst, dann geh' auch hin. Denk' an die Chinesen.
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Heute hatte die SPD ihre große Kundgebung. Erstaunlicherweise, und das ist in Frankfurt etwas sehr Besonderes, lief Martin Schulz durch ein langes Spalier mitten durch die Menge. Üblicherweise lassen das die Sicherheitsvorkehrungen nicht zu.

Ich habe mich direkt an dieses Spalier gestellt, sodass Martin Schulz sich quasi hautnah an mir vorbeischieben musste, begleitet von vier Muskelmännern. Ich dachte mir, ich bin heute mal ganz besonders frech. Als er bei mir vorbeikam, habe ich ihm die Hand gereicht, und es kam tatsächlich zum Händedruck. Ich habe ihm auch ein paar Worte gesagt.

Ich bin jetzt kein SPD-Wähler (schließe es aber auch nicht kategorisch aus), aber aus der Perspektive eines Chinesen ist es schon grandios, dass ich dem Kanzlerkandidaten Deutschlands immerhin für fünf oder zehn Sekunden etwas ins Ohr brüllen kann und ihm dabei die Hand schütteln darf. Das ist auch für deutsche Verhältnisse nicht selbstverständlich.

Es bedeutet wenig und doch viel. Das Rednerpult befand sich mitten im Publikum. Die Zuschauer durften Zwischenrufe machen und Martin Schulz ist (wenn es nicht albern war) darauf eingegangen. Ob ich den Antworten inhaltlich zustimme oder nicht: Das ist schon ein Dialog auf Augenhöhe. Ich bin außerdem stolz auf Frankfurt, wo so ein Dialog friedlich und gesittet abläuft (leider nicht immer, aber meistens).
Die Rede von Martin Schulz war durchaus mitreißend. Aber das ist bei den anderen Parteien ebenso. Gesagt wird, was Applaus bekommt, und wenn man die Rede schon zehnmal gehalten hat, dann weiß man als Redner auch, wie der Hase läuft.

Dennoch. Die TV-Auftritte von Schulz sind meist etwas griesgrämig, eher lauernd, auf Verteidigung angelegt. Hier war er im Angriff. Wenn er diese kämpferische, angriffslustige Art mehr im TV rüberbringen könnte, würde das sicherlich Auswirkungen auf die Wählerstimmung haben. Konkurrenz ist der Motor der Demokratie.
Über die Inhalte schreibe ich an dieser Stelle nicht, weil es mir eher um das Event als solches geht, sozusagen ein Ferien-Erlebnis. Ich habe einem Promi die Hand geschüttelt -- so könnte man es zusammenfassen.
Ich würde Euch gerne ermuntern, bei Euch vor Ort am Wahl-Spektakel teilzunehmen. Auf den Webseiten der Bundestagsparteien findet man im Handumdrehen alle Termine; und gerade die kleineren Veranstaltungen eignen sich dazu, sich bemerkbar zu machen.
Denkt an die Chinesen.
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Damit es ausgewogen zugeht, noch ein Blick auf die anderen Parteien (nur für Frankfurter von Interesse):
Die CDU hat dieses Jahr abgesagt (angeblich gab's zu viele störende Schreihälse beim letzten Mal, was tatsächlich manchmal ein Problem sein kann). Bei den letzten paar Bundestagswahlen waren es riesige Veranstaltungen mit einem immensen Sicherheitsapparat. Ich war mehrmals bei Kundgebungen mit Helmut Kohl dabei und fand den ganzen Pomp sehr beeindruckend. Er war wirklich jemand, der als König auftrat. Ich sage das ohne Wertung. Er konnte diese Rolle auf den Kundgebungen tatsächlich ausfüllen.
Die Grünen haben keine große Kundgebung, sondern offenbar einen kleineren Auftritt der Vorsitzenden Katrin Göring-Eckardt bei einem Straßenfest (Samstag, 26. August, Rotlintstraße, Frankfurt, ab ca. 17:30 Uhr). Ich werde mir die Rede vermutlich anhören, und werde, wie es sich gehört, mit dem Fahrrad kommen.
Die FDP veranstaltet eine Kundgebung auf dem großen Römerplatz (was angesichts dessen Größe durchaus selbstbewusst ist). Termin: 18. September, 15:00 bis 16:30 Uhr. Wenn keine Apple-Termine dagegen sprechen, werde ich mir auch das ansehen. Christian Lindner kann sicherlich gute Wahlkampfreden halten.
Ich wohne mitten in der Frankfurter Innenstadt, und die historische Altstadt ist im Sommer voller chinesischer Touristen. In dieser Altstadt findet auch das politische Leben statt, d.h. alle größeren Demos ziehen hier durch, und es gibt große Plätze für Kundgebungen. Für die chinesischen Touristen ist diese offen (und friedlich!) gelebte Demokratie eine Sensation: Da wird fotografiert, da wird gestaunt, und da werden die Hälse gereckt. Die Polizei ist nicht etwa anwesend, um die Veranstaltung zu bedrängen, sondern um sie zu garantieren. Das ist für die Chinesen kaum begreiflich.
Das macht mich schon stolz. Ich finde es toll, wenn die Chinesen diese Botschaft mit nach Hause nehmen. Es erinnert mich daran, dass bei allen Demos und Kundgebungen, denen ich mich oft anschließe, vor allem eins gefeiert werden sollte: Die Demokratie selbst. Und unsere Freiheit. Das ist ein riesiger Reichtum.
Aus diesem feierlichen Grunde besuche ich gerne die großen Kundgebungen zur Bundestagswahl, und zwar möglichst von allen Parteien, die allgemein als "wählbar" gelten. Ich denke mir, wenn Du schon in Frankfurt wohnst, dann geh' auch hin. Denk' an die Chinesen.
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Heute hatte die SPD ihre große Kundgebung. Erstaunlicherweise, und das ist in Frankfurt etwas sehr Besonderes, lief Martin Schulz durch ein langes Spalier mitten durch die Menge. Üblicherweise lassen das die Sicherheitsvorkehrungen nicht zu.

Ich habe mich direkt an dieses Spalier gestellt, sodass Martin Schulz sich quasi hautnah an mir vorbeischieben musste, begleitet von vier Muskelmännern. Ich dachte mir, ich bin heute mal ganz besonders frech. Als er bei mir vorbeikam, habe ich ihm die Hand gereicht, und es kam tatsächlich zum Händedruck. Ich habe ihm auch ein paar Worte gesagt.

Ich bin jetzt kein SPD-Wähler (schließe es aber auch nicht kategorisch aus), aber aus der Perspektive eines Chinesen ist es schon grandios, dass ich dem Kanzlerkandidaten Deutschlands immerhin für fünf oder zehn Sekunden etwas ins Ohr brüllen kann und ihm dabei die Hand schütteln darf. Das ist auch für deutsche Verhältnisse nicht selbstverständlich.

Es bedeutet wenig und doch viel. Das Rednerpult befand sich mitten im Publikum. Die Zuschauer durften Zwischenrufe machen und Martin Schulz ist (wenn es nicht albern war) darauf eingegangen. Ob ich den Antworten inhaltlich zustimme oder nicht: Das ist schon ein Dialog auf Augenhöhe. Ich bin außerdem stolz auf Frankfurt, wo so ein Dialog friedlich und gesittet abläuft (leider nicht immer, aber meistens).
Die Rede von Martin Schulz war durchaus mitreißend. Aber das ist bei den anderen Parteien ebenso. Gesagt wird, was Applaus bekommt, und wenn man die Rede schon zehnmal gehalten hat, dann weiß man als Redner auch, wie der Hase läuft.

Dennoch. Die TV-Auftritte von Schulz sind meist etwas griesgrämig, eher lauernd, auf Verteidigung angelegt. Hier war er im Angriff. Wenn er diese kämpferische, angriffslustige Art mehr im TV rüberbringen könnte, würde das sicherlich Auswirkungen auf die Wählerstimmung haben. Konkurrenz ist der Motor der Demokratie.
Über die Inhalte schreibe ich an dieser Stelle nicht, weil es mir eher um das Event als solches geht, sozusagen ein Ferien-Erlebnis. Ich habe einem Promi die Hand geschüttelt -- so könnte man es zusammenfassen.
Ich würde Euch gerne ermuntern, bei Euch vor Ort am Wahl-Spektakel teilzunehmen. Auf den Webseiten der Bundestagsparteien findet man im Handumdrehen alle Termine; und gerade die kleineren Veranstaltungen eignen sich dazu, sich bemerkbar zu machen.
Denkt an die Chinesen.
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Damit es ausgewogen zugeht, noch ein Blick auf die anderen Parteien (nur für Frankfurter von Interesse):
Die CDU hat dieses Jahr abgesagt (angeblich gab's zu viele störende Schreihälse beim letzten Mal, was tatsächlich manchmal ein Problem sein kann). Bei den letzten paar Bundestagswahlen waren es riesige Veranstaltungen mit einem immensen Sicherheitsapparat. Ich war mehrmals bei Kundgebungen mit Helmut Kohl dabei und fand den ganzen Pomp sehr beeindruckend. Er war wirklich jemand, der als König auftrat. Ich sage das ohne Wertung. Er konnte diese Rolle auf den Kundgebungen tatsächlich ausfüllen.
Die Grünen haben keine große Kundgebung, sondern offenbar einen kleineren Auftritt der Vorsitzenden Katrin Göring-Eckardt bei einem Straßenfest (Samstag, 26. August, Rotlintstraße, Frankfurt, ab ca. 17:30 Uhr). Ich werde mir die Rede vermutlich anhören, und werde, wie es sich gehört, mit dem Fahrrad kommen.
Die FDP veranstaltet eine Kundgebung auf dem großen Römerplatz (was angesichts dessen Größe durchaus selbstbewusst ist). Termin: 18. September, 15:00 bis 16:30 Uhr. Wenn keine Apple-Termine dagegen sprechen, werde ich mir auch das ansehen. Christian Lindner kann sicherlich gute Wahlkampfreden halten.
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