Manche Dinge gibt’s eben nur bei Apple.
Aber welche? Wenn man so konkret gefragt wird, fällt die Antwort gar nicht so leicht. Umso praktischer ist es, dass Apple seit kurzem eine eigene Rubrik auf der Webseite eingerichtet hat: »Only on Apple«.
Das freut mich sehr. Denn mittlerweile hat jeder alles von allen kopiert.
- PC-Laptops sehen aus MacBooks von 2012;
- Apple-Laptops sehen ebenfalls aus wie MacBooks von 2012;
- Smartphones unterscheiden sich nur noch durch die Anordnung ihrer Kameras;
- und letztlich ist sowieso alles egal, weil der normale Anwender nur Instagram und WhatsApp benutzt.
Gleichzeitig gehörten die letzten zwei Jahre zu den besten in Apples Geschichte. Tolle neue Hardware wurde vorgestellt, gerade auch für den Mac. Bei den Prozessoren begann ein aufregendes neues Kapitel. Und macOS macht endlich wieder richtig Spaß, weil es dauernd verbessert wird. Die Zeiten, in denen man dachte: »Naja, wir schleppen das alte macOS noch eine Weile mit, bevor wir es in einer dunklen Schlucht vergraben«, sind offenbar vorbei.
Aber wie viel weiß ein normaler Anwender über die tollen Funktionen von macOS? (Das sind alle, die keine Zuschauer sind bei Mac-TV.) Wie viel weiß davon ein PC-Anwender? Zumal sich die wichtigsten Vorteile oft nicht aus einem einzigen Feature ergeben, sondern aus ihrer Gesamtheit. Aber wie erklärt man das?
Als Beispiel eignet sich das »Universal Clipboard«, also die gemeinsame Zwischenablage von macOS und iOS/iPadOS. Es ist ein absolutes Killer-Feature: unendlich nützlich, und dabei so dämlich simpel, dass man sich mit der flachen Hand vor die Stirn klatscht, wenn man es das erste mal ausprobiert.
Es ist nur gerecht, wenn diese tollen Innovationen eine eigene Rubrik auf der Apple-Homepage bekommen. Only on Apple!
Doch wenn man draufklickt, sieht man dies:

»Only on Apple« bedeutet also: TV+, Music, Fitness+, Arcade, News+, iCloud, Podcasts, Books, Card und Wallet.
Bekommt man TV-Sendungen wirklich nur bei Apple? Oder Musik? Oder Podcasts? Oder Bücher?
Gibt es irgendwen, der sich denkt: »Wenn Du Dich für Bücher interessierst, dann musst Du unbedingt zu Apple«? — Apple könnte die iBooks heute komplett einstellen, und vermutlich würde man es nach ein paar Monaten überhaupt bemerken. Die iBooks-App bekam jahrelang keine Updates. Hat Apple jemals Werbung dafür gemacht? Apple empfiehlt die App fürs Studium, aber sie kann nichtmal zwei Texte nebeneinander darstellen. Kann man da wirklich behaupten: »The best experiences. Only on Apple«?
Objektiv betrachtet sind es meist nur Kopien von längst etablierten Diensten, oft steckengeblieben bei einer 1.0-Version. Video und TV liegen unangreifbar in der Hand von YouTube und Netflix. Bücher bleiben unangefochten die Domäne von Amazon. Podcasts gibt’s überall, dasselbe gilt für News, Kreditkarten, Games oder Musik. Apple stellt seine Kopien ins Schaufenster, anstatt die Aufmerksamkeit zu lenken auf jene Dinge, die wirklich einzigartig sind.
Warum? Geht es um die 30 Prozent Provision? Geht es darum, nicht völlig erpressbar zu sein von Netflix und Amazon? Der Leser wird sich vielleicht daran erinnern, dass Apple aufgrund einer solchen Erpressung seinen eigenen Kartendienst gründete. Oder geht es um eine Premium-Qualität? Dass ein iBook schöner zu lesen ist als ein Kindle-Buch von Amazon?

Meine Hoffnung ist, dass diese Angebote vielleicht einmal so wichtig werden, dass Apple angespornt ist, sie zum Besten ihrer Klasse zu machen. Aber man muss realistisch bleiben. Apple kann nicht gleichzeitig Amazon, YouTube, Netflix, und Google überbieten. Niemand kann das.
Aber ebenso müsste man sagen: Niemand kann gleichzeitig Windows, Android, Intel und Google die Stirn bieten — und doch hat Apple es getan.
Bei näherem Hinsehen ist Apple vielleicht tatsächlich auf einem guten Weg. Denn obwohl ich gerade über die iBooks gelästert habe, gehört es zu meinen Lieblingsanwendungen; daran ändern die vielen Einschränkungen nichts. Das iPad ist einfach ein wundervolles Buch. Die iCloud ist mittlerweile ein echtes Highlight. Apple Pay ist besser als alles, was ich zuvor benutzt habe. Apple Musik ist definitiv ein großes Plus. Apple Maps gehört nach jahrelanger Schufterei zu den Besten.
Wenn ich’s recht bedenke, verdient es tatsächlich einen eigenen Button auf der HomePage.
Sollte man auf einer solchen Seite nicht die Dinge beschreiben, bei denen Apple einzigartig ist? Du hast es erwähnt: continuity, handoff, privacy, "it just works", und all das, was uns immer wieder zu begeisterten Usern macht?
Ich habe kürzlich mal wieder eine ganze Reihe der "Hello, I'm a Mac"-Werbespots angesehen. Jeder einzelne hat einen Aspekt gezeigt, wo der PC dem Mac einfach nicht das Wasser reichen konnte.
Eigentlich könnte man eine solche Kampagne heute noch besser auflegen als damals: Es gibt so viele Punkte, bei denen Apple bzw. der Mac bzw. das iPhone einfach konkurrenzlos ist!*
Aber die auf der "Only on Apple"-Seite beschriebenen Dienste gehören nicht dazu! Schade eigentlich.
*Das wäre fast mal eine Idee für eine Sendung, oder?
Podcasts nutze ich intensiv, bin nie auf die Idee gekommen eine andere App zu verwenden. Apple Music leistet für mich mehr als genug und ist wahrscheinlich von Spotify nicht weit entfernt. Und mit Apple TV + bin ich zur Zeit auch happy. Wenige anspruchsvolle Produktionen, überschaubares Angebot. Ich möchte diesen Overkill von Netflix gar nicht.
Auch das integrierte Abo-Management gefällt mir. Man behält den Überblick. Mal einen Monat DAZN, wenn gute Spiele sind, dann wieder raus. ApplePay auf Websites ist ein Genuss (leider noch zu selten). Es funktioniert schon verdammt gut.
Bin froh, dass mir Apple noch Luft zur Selbstbestimmung lässt und ich die Apple Devices auch oft genug einfach weg lege und in den Garten gehe. Das ist für mich auch „Only at Apple“ …
PS: Vielleicht prägt mich auch eine hohe Grundidentifikation, weil seit den 90er dabei bin …
Brauche ich eine Art Premium-Qualität zum konsumieren der Medien?
Ist das Angebot, auch von den Apps her, nicht überall längst gut genug oder zumindest befriedigend?
Die Inhalte machens. Ist doch (mittlerweile) echt egal, auf welches Icon man auf dem Handy, Laptop oder TV klickt.
Ich habe mir eine Webcam gekauft. MacBook Pro hängt am LG Monitor. Ich stöpsle die Webcam in den Monitor…es passiert…nichts!
Verzweifelt suche ich in den Einstellungen nach etwas, das mir hilft, die Kamera zu installieren, Dich ich finde auch nach langem Suchen nichts.
Gut, gehe ich mal auf die Logitech Seite. Da steht, dass ich nach dem Einstöpseln einfach mal eine App öffnen soll, die eine Kamera braucht.
Gut, ich öffne PhotoBooth. Was ist das? Die Kamera funktioniert bereits? Tatsächlich!
Wie kann Apple es wagen, Dinge so einfach funktionieren zu lassen, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass es so einfach sein kann? SKANDAL!